Bernarda Brunovic spricht in einem Interview darüber, wie ihr Glaube ihre künstlerische Tätigkeit prägt. Sie bezieht auch zum Lebensschutz klare Position. Beim Marsch fürs Läbe am 16. September in Zürich-Oerlikon wird Sie uns mit ihren groovigen Songs motivieren, mutig selbst einzustehen für das Leben! Danke für Deine starke Stimme Bernarda!
Bernarda Brunovic (29) ist als blinde Sängerin im Musik-Business erfolgreich. Sie ist katholisch und lebt ihren Glauben öffentlich. Dass das nicht immer einfach ist, erzählt sie im Interview.
Sie studieren Theologie und machen professionell Musik. Ist es im Musikbusiness eine Herausforderung, seinen Glauben offen zu leben?
Bernarda Brunovic: Es ist nicht immer einfach. Besonders dann nicht, wenn man Musik und Theologie verbinden möchte. Heutzutage ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, dass jemand christlich sozialisiert ist. Das schreckt mich aber immer weniger ab, weil ich vielmals die Erfahrung machen durfte, dass sich auch in diesem Umfeld viele Gelegenheiten für den Dialog ergeben können, wenn man sich der Eingebung des Heiligen Geistes öffnet, und sich einfach mal auf die gegebene Situation einlässt.
Wie reagiert ihr Umfeld, wenn Sie vor einem Auftritt ein kurzes Gebet sprechen?
Brunovic: Ich hatte bis jetzt keine Probleme mit meinem Umfeld. Einerseits ist immer jemand aus meiner Familie im „Team“, andererseits habe ich immer wieder das Glück, auch mit tollen Leuten zu arbeiten, die sich vielleicht nicht Christen nennen, doch aber sehr den Werten entsprechend handeln, oder einfach nur „offen“ sind. Das ist ein großer Segen.
Apropos Werte: Sind Sie in Ihrer Karriere schon mal an einen Punkt gekommen, an dem Sie anders handeln mussten, als es nach Ihren Werten und Ihrem Glauben angemessen gewesen wäre?
Brunovic: Zum Glück nie, weil ich immer ganz klar kommuniziere, dass ich in Bezug auf meinen Glauben und meine Werte keine Kompromisse eingehe, nur um irgendwelchen kurzfristigen Ruhm zu erreichen.
2018 sind Sie bei „The Voice of Germany“ einem breiten Publikum bekannt geworden. Was hat Sie zum Mitmachen bewogen?
Brunovic: Ich hatte eigentlich nicht vor, mitzumachen, doch meine Schwester hatte mich überraschenderweise angemeldet und mich dazu ermuntert, ich könnte es doch wenigstens einmal versuchen. Die Zeit bei „The Voice“ war wirklich intensiv. Die Leute vom Fernsehen, besonders die Coaches und die Band, waren alle sehr herzlich. Ich habe mich wirklich sehr willkommen gefühlt. In dieser Zeit habe ich viel an Selbsterkenntnis gewonnen und auch kreative Wege entdeckt, um in der einen oder anderen ungewöhnlichen Situation an den Glauben anknüpfen zu können.
In welchen?
Brunovic: Zum Beispiel mein Auftritt mit dem Patti-LaBelle-Song „Lady Marmalade“, der vom Text her nicht gerade „rein“ ist, da die Geschichte von einem Mann handelt, der in New Orleans die Prostituierte „Lady Marmalade“ trifft, und die beiden, na ja, „zusammen kommen“. Ganz offen gesagt, wollte ich den Song aus musikalisch-stilistischen Gründen nicht ablehnen, da ich mich gerade in den afroamerikanischen Stilrichtungen wie Blues, Soul, Gospel und Jazz besonders wohlfühlte. Aber was sollte ich mit dem Text anfangen? Ich habe in der Vorbereitungswoche vor der Show viel gebetet und nach Wegen gesucht, den Text abzuändern.
Haben Sie einen Weg gefunden?
Brunovic: Ja, in der letzten Nacht vor dem Auftritt bin ich darauf gekommen, den Text nicht zu ändern, sondern die Rolle einer Erzählerin einzunehmen, die am Ende ausruft: „Herr erbarme dich meiner Schwester“. Eine solche „Lady Marmelade“ kann ja wirklich eine Prostituierte sein, ob freiwillig oder unfreiwillig. Auch für sie ist Jesus gekommen, um sie zu erlösen. Heute denke ich mit viel Dankbarkeit gerade an diesen „Lieblingsauftritt“ in der Show zurück.
Bis dahin war es sicher ein langer Weg. Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Brunovic: Die Musik begleitet mich schon seit frühester Kindheit. Weil ich vielen verschiedenen Stilrichtungen ausgesetzt war und bei uns im Haus immer ein Musikprogramm im Fernsehen oder im Radio lief. Mich hat die Vielfalt der Musikrichtungen fasziniert und später, als ich der englischen Sprache mächtiger wurde, auch die Emotionen. Im Schulalter begann ich, Songs zu schreiben und hatte auch meine ersten Auftritte, in der Schule, in der Kirche. Seit einigen Jahren entwickelt sich auch immer mehr die Leidenschaft, Instrumente spielen zu lernen, besonders Klavier und Gitarre.
All das tun Sie, obwohl Sie blind sind. Was bedeutet das für Ihren Alltag?
Brunovic: Über mein Leben will ich nicht klagen. Ich habe vieles erreicht, was ich erreichen wollte. Ich habe einen Schulabschluss, mein Theologiestudium ist beendet, ich kann schwimmen und Ski fahren. Was mein Outfit und mein Makeup angeht, vertraue ich denen, die mich begleiten. Im Haushalt schaffe ich es immer mehr, mich blindentechnisch zu organisieren.
Gibt es Momente, in denen Sie sagen, ich würde gerne sehen können?
Brunovic: Auf jeden Fall. Ich bete sehr intensiv um ein Wunder. Ich stelle mir manchmal vor, wie das so wäre, wenn ich sehen könnte. Ich weiß nur, das Glück wäre übergroß.
Trotzdem haben Sie entscheiden, sich nach dutzenden Operationen, die Ihre Sehfähigkeit wieder herstellen sollten, nicht mehr operieren zu lassen.
Brunovic: Seit der Geburt „leide“ ich am kongenitalen Glaukom (Grüner Star), leider gibt es dafür kein Heilmittel. Und die Behandlungen haben bei mir auch nicht den erhofften Erfolg gebracht. Nach und nach schienen mir diese ganzen Operationen als nichts anderes als ein Herumexperimentieren, wozu ich irgendwann nicht mehr bereit war. Ich hatte zum Glück ein Leben außerhalb des Krankenhauses, die Schule, meine Hobbys und vieles mehr. So beschloss ich, mich lediglich darauf zu konzentrieren, aber doch wenigstens im Gebet darauf zu hoffen, dass irgendwie Wunder noch geschehen können, wenn Gott es so will.
Ostern singen Sie in Paderborn und Fürstenberg: Was bedeutet Ihnen das Hochfest?
Brunovic: Schon früh wurde mir klar gemacht, dass der Tag meiner Geburt, der 11. April 1993, ein Ostersonntag war. Da ich in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen bin, wurde Ostern auch dementsprechend immer als ein großes Fest gefeiert. Als Kind war ich unglaublich fasziniert von der Glaubenswahrheit, dass Jesus Christus, wahrer Gott, wahrhaftig Mensch geworden ist, und uns erlöst hat, indem er durch sein Leben, sein Leiden und Sterben und seine Auferstehung über Sünde und Tod gesiegt hat. Das brachte mir immer wieder große Freude.
Wenn es nach den Ärzten gegangen wäre, wären Sie gar nicht auf die Welt gekommen.
Brunovic: Genau, darum bin ich zuallererst meinen Eltern unendlich dankbar, dass sie sich für mich entschieden haben. Als sie mich erwarteten, hatten die Ärzte meiner Mutter versucht Angst zu machen, ich könnte womöglich als schwer behindertes Kind zur Welt kommen und geraten, mich abzutreiben. Ich bin so froh, dass sie es nicht getan haben. Ich war immer der Meinung, dass das ungeborene Leben wertvoll und gottgewollt ist, und dass kein Mensch das Recht hat, jemandem anderen oder sich selbst auf irgendeine Weise das Leben zu nehmen. Das soll nicht heißen, dass alle Menschen, die sich für eine Abtreibung entscheiden, automatisch grausam sind. Aber ich wünsche mir so sehr, dass das allen Menschen und der ganzen Gesellschaft immer klarer und bewusster wird, wie unschätzbar wertvoll das Menschenleben ist, auch wenn jetzt nicht alle an die Gottebenbildlichkeit des Menschen glauben. Wie viele großartige Persönlichkeiten haben gelebt und leben heute, weil sich die Eltern genau für sie, ihre Kinder, entschieden haben.
Quelle: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken